Diese und viele andere Fragen stellten sich die Schulleitungen und Elternvertreter der Gymnasien aus Stadt und Landkreis Rosenheim, zusammen mit dem Arbeitskreis Schule Bildung und Sport (AKS) und den beiden Landtagsabgeordneten Otto Lederer und Klaus Stöttner. Peter Peltzer, Vorsitzender des AKS, hatte zu dieser Diskussionsrunde eingeladen, um die verschiedenen Blickwinkel und Positionen in der aktuellen Debatte um G8/G9 zu thematisieren.
"Bis Juli 2012 wollte keiner das G9"
Die beiden Landtagsabgeordneten Otto Lederer und Klaus Stöttner betonten, dass sie das Stimmungsbild der Rosenheimer Schulfamilie zur Zukunft des Gymnasiums in die Diskussion im Landtag einbringen würden. Otto Lederer stellte die G8/G9-Diskussion zu Beginn der Veranstaltung chronologisch dar und rief bei vielen Anwesenden Erstaunen hervor, als er darauf hinwies, dass bis Ende Juli 2012 keine Partei und kein maßgeblicher Verband die Wiedereinführung des G9 forderte, sondern lediglich die Weiterentwicklung des G8 anregte.
Weiter führte er aus, dass im Jahr 2011 Forderungen wie „Verkleinerung der Klassenstärken“, „die Einführung der integrierten Lehrerreserve“ oder auch die „Einstellung weiterer qualifizierter Lehramtsbewerber“ gestellt wurden – jedoch keine Wiedereinführung des G9. Die Grünen appellierten 2012 für eine „Reform des G8“, die Freien Wähler „Ruhe an den bayerischen Gymnasien!“, die Philologen wollten eine prinzipielle Verbesserung des G8 erreichen und auch die SPD forderte „mehr Ruhe und eine pädagogische Neuorientierung, aber kein unsinniges zusätzliches Jahr!“.
Verschiedenste Konzepte – wenig Neues:
Erst am 1. August 2012 änderte sich die Lage, so Lederer. Da verkündete die SPD, dass „für einzelne Schüler das G8 in Ordnung sei, für die meisten jedoch das G9 nach wie vor besser!“. Er stelle sich daher die Frage, wie es zu diesem Umschwung gekommen sei, der der gymnasialen Schulfamilie seitdem keine Ruhe lasse. Statt Ruhe am Gymnasium gebe es inzwischen verschiedenste Konzepte, aber insgesamt nur wenig Neues, so Lederer abschließend. In der anschließenden Diskussion mit Schulleitern und Elternvertreter zeigte sich, dass sich auch die gymnasiale Schulfamilie in Stadt und Landkreis Rosenheim nicht einig ist über die Zukunft des bayerischen Gymnasiums.
Mehrheit gegen Rückkehr zum G9:
Eine Mehrheit sprach sich jedoch gegen eine Rückkehr zurück zum G9 aus. Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer aber, dass punktuell Verbesserungen notwendig seien. Diese dürften keinesfalls zulasten der Bildungsqualität erfolgen, da es sich Bayern nicht leisten könne, sein gymnasiales Niveau abzusenken, so der Grundtenor. Nicht der Zeitfaktor sei maßgeblich, sondern die Qualität der Bildung. Die Schulleiter waren sich in einem Punkt einig: Eine Rückkehr zum alten G9 sei kaum möglich, stattdessen sollte die Unterrichtsqualität ins Auge gefasst werden. Daher wurde eine weitere Arbeitssitzung vereinbart, bei der gemeinsame Vorschläge erarbeitet werden sollen. Die Landtagsabgeordneten Otto Lederer und Klaus Stöttner sagten den Anwesenden ihre Unterstützung zu. Schließlich müssten Politiker hören, „wie die Uhren an den Schulen ticken“, so Stöttner und Lederer abschließend.