In den sozialen Berufen wird der Fachkräftemangel immer spürbarer, auch bei uns in der Region. Vor diesem Hintergrund hat der Landtagsabgeordnete Otto Lederer am Donnerstag, 22.06.2017, zu einer „Feierabendrunde“ zum Thema „Hebammen- und Hausärzteversorgung im ländlichen Raum“ zum Hofwirt nach Neubeuern eingeladen. Fachmann und Hauptredner war an diesem Abend der stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bayerischen Landtag, Bernhard Seidenath, MdL. Die „Feierabendrunde“ begann diesmal mit einer Wanderung durch die Wolfsschlucht von Neubeuern, die von Altbürgermeister Hans-Jürgen Tremmel geleitet wurde.
Jetzt zukunftsfähige Strategien entwickeln!
Otto Lederer stellte in seinen einleitenden Worten heraus, dass ihn die Hebammen- und Hausärztesituation im ländlichen Raum seit Beginn seiner Tätigkeit als Abgeordneter des Bayerischen Landtags begleitet. Bereits in seiner Zeit als Bürgermeister ist ihm aufgefallen, dass die Qualität der medizinischen Versorgung im Landkreis Rosenheim grundsätzlich auf einem hohen Niveau ist, jedoch regional unterschiedlich ausgeprägt. „Wir müssen zukünftig verstärkt darauf achten, dass uns diese gute Versorgung in allen Teilen Bayerns erhalten bleibt“, erklärt Lederer. Aus diesem Grund müssten bereits jetzt zukunftsfähige Strategien für die Hausärzte und Hebammen entwickelt werden, so Lederer weiter.
Gut ein Drittel der bayerischen Hausärzte 60 Jahre und älter:
Hierzu berichtete Bernhard Seidenath aktuell aus dem Gesundheitsausschuss des Bayerischen Landtags. In diesem hat die CSU-Fraktion nun ein Antragspaket aus 27 Einzelanträgen gegen den Ärztemangel auf den Weg gebracht. „Gut ein Drittel der bayerischen Hausärzte ist 60 Jahre oder älter. Diese werden in den nächsten Jahren die Praxen an ihre Nachfolger übergeben wollen. Hierzu brauchen wir qualifizierten Nachwuchs, den wir mit dem Antragspaket sicherstellen wollen“, erklärt Seidenath. Mit diesem sollen mehr junge Menschen Medizin studieren können, die zur künftigen medizinischen Versorgung, auch im ländlichen Raum, beitragen wollen. Eine angepasste Bedarfsplanung soll außerdem dafür sorgen, dass die flächendeckende und wohnortnahe medizinische Versorgung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte weiterhin sichergestellt ist.
„Bislang gibt es hier eine Ungleichverteilung“, merkt Otto Lederer an. „Wenn ich die Hausärztesituation im Landkreis zwischen Stadt und Land vergleiche, dann fällt zum Beispiel auf, dass sich in der Stadt Bad Aibling neunmal so viele Hausärzte wie in der Gemeinde Tuntenhausen angesiedelt haben, obwohl Bad Aibling lediglich rund zweieinhalbmal so viele Einwohner habe“. Dies sei nur ein Beispiel von vielen.
Hebammenversorgung: Liegt nicht allein in der Hand der Politik
Aus Bad Aibling war an diesem Abend unter anderem auch Bürgermeister Felix Schwaller gekommen. Hier hat sich die Situation um die Hebammen am RoMed Klinikum in den letzten Tagen zugespitzt. Es waren deshalb auch viele Hebammen sowie Vertreter der Klinikleitung anwesend, um über das drohende Aus der geburtshilflichen Station zu sprechen. Hierbei äußerten diese ihre Sorgen und Ängste, die sie mit der Schließung verbinden sowie einen Appell an die Politik, etwas an dieser Situation zu ändern, zum Beispiel durch eine Erhöhung der Vergütung. Seidenath stellte hierzu klar, dass dies keine Aufgabe der Politik, sondern der beiden Vertragspartner, Krankenkassen und Hebammenverbände, sei.
Auch Otto Lederer unterstützte seinen Kollegen in dieser Haltung und fügte an, dass es aktuell Verhandlungen zwischen den Hebammenverbänden und Krankenkassen bezüglich der Vergütung geben würde. Ein erstes Angebot, mit dem die Vergütung der freiberuflichen Hebammen angehoben würde, sei bislang abgelehnt worden. Grund hierfür sei nach Auskunft der Hebammen, dass aus diesem Angebot mehr Nachteile entstünden, wie zum Beispiel zusätzliche bürokratische Hürden und Beschränkungen im Arbeitsalltag, die durch eine höhere Vergütung nicht ausgeglichen werden könnten. Ein neuer Termin für eine Einigung ist für Mitte Juli angesetzt.
Zur „Feierabendrunde“:
Die „Feierabendrunde“ wurde durch Otto Lederer ins Leben gerufen, um in lockerer Atmosphäre und fachlich hohem Niveau über wichtige Themen, wie zum Beispiel Gesundheit und Landwirtschaft, zu diskutieren. Beginn der „Feierabendrunde“ ist immer eine leichte Wanderung mit anschließender Diskussion in einer Gastwirtschaft.